Aber einer ihrer wichtigsten Texter (neben Kurt Demmler),
Er starb mit 49, nur 4 Jahre älter als ich damals, an Krebs! Zu seinen populärsten Renft-Songs gehörten "Apfeltraum", "Als ich wie ein Vogel war" sowie die "Rockballade vom Kleinen Otto". Nach der Abschiebung in den Westen 1977 errang er dort mit Kuno eine gewisse Popularität im Duo "Pannach und Kunert" und brachte die PLATTE "Pannach, Fuchs und Kunert" heraus. Der Film "Fatherlan" von Ken Loach zeigt Parallelen zu seiner Biografie. (Aus einem Nachruf in der Sächsischen Zeitung gekürzt)
Der folgende "zeitgenössische" Artikel über Renft, geschrieben von Volkmar Andrä, erschien einst in der Zeitschrift "Neues Leben". Die Fotos stammen von Peter Langner.
Wenn man den Errinnerungen gut unterrichteter Leipziger glauben darf, dann gibt's eine Klaus- Renft-Combo schon seit dem Jahre 1958. Die Schülerkapelle von damals, die sich der staunenden Öffentlichkeit mit umgebauten Radios als Verrstärker präsentierte, hat mit der heutigen Formation nur noch zwei Dinge gemein: den Chef und den Namen, letzteres nicht einmal mehr ganz, denn seit Anfang '79 heißt es kurz ‘Gruppe Renft'. Nicht genau erwiesen ist, wer den Namen Renft erfunden hat, aber jeder Sachse weiß, was ein 'Renftel' ist. Eine zeitweilige Blüte erlebte die Gruppe Mitte der sechziger Jahre, als sie das 'Combo' zum ersten Mal ablegte, um einem Trend der Zeit folgend - sich einen englischen Namen zu geben. The 'Butlers' machten in dieser Zeit ziemlich Furore und den Leipziger Stadtvätern mitunter ganz schöne Sorgenfalten. Was aber die meisten nicht wissen - AMIGA produzierte damals schon LP`s mit den 'Renft-Butlers'. Wer einmal in Opa's Plattenschrank kramt wird dort auf die LP "BIG BEAT II" (AMIGA 8 50 049) aus dem Jahre 1965 stoßen, wo immerhin vier Titel, darunter "Butlers Boogie" fürr die Nachwelt ·festgehalten sind. Zwar stellte das damals für unseren Standard einsame Spitze dar, bei Konzerten ließ sich mit selbstgemachten Liedem allerdings keiner hinter dem Ofen vorlocken. Vielleicht war die Zeit für gute eigene Lieder noch nicht reif. Nicht nur bei den Liedermachern, sondern auch bei denen, die sie hören sollten.
Interessant ist, wer im Laufe der Zeit bei "Renft" alles Musik gemacht hat. Zunächst ist da Christiane Ufholz, deren Stimmtalent anläßlich einer Geburtstagsfete beim Bandchef Klaus Jentzsch alias 'Renft' entdeckt wurde, und die dann ihre ersten Sporen bei den 'Butlers' verdiente. Schlagzeuger und Sänger war lange Zeit Gerhard Pachsteffel, und Jürgen Matkowitz, heute Leiter von 'Prinzip II', war Gittarist. Ein Name taucht in dieser Liste recht unerwartet auf - es ist der Gewinner des II. Interpretenwettbewerbes der Unterhaltungskunst 1974 in Karl-Marx-Stadt, Hans-Jürgen Beyer.
Ungefähr seit 1970 fing die Gruppe wieder an, eigene Lieder zu schreiben.
Damals hatte sich in Leipzig herumgesprochen, daß es in Borna eine Amateurgruppe
gäbe, wo einer unheimlich “brüllt”. Man besah sich den Fall - lud
den Sänger Thomas Tschoppe zur Probe ein. Er kam und stellte sich mit dem Titel “Monster”
der amerikanischen Gruppe “Steppenwolf” vor. damit hatte er seinen Spitznamen
weg und “Renft” hatte seitdem seinen berühmtesten Sänger. Wenn man
ihn nur oberflächlich kennt und nicht weiß, daß er ein außerordentlich
sensibler Typ ist, fällt es einem schwer zu glauben, daß sein Beruf
Feinmechaniker ist. Monster brachte auch Ideen für eigene Lieder mit, und gemeinsam mit Michael Heubach, heute
bei der Gruppe “Automobil”, und Cäsar (Peter Gläser), der 1970 seine
Armeezeit beendete,
entstanden die ersten Titel der “Renft-Neuzeit”.
Cäsar hatte bereits vorher signalisiert, daß er bei der Armee einen
Kumpel kennengelernt hatte, der Cello, Gitarre und Saxophon spielte. Das war
Pjotr oder auch Peter Kschentz genannt, und als “Fetz” als Schlagzeuger ausstieg, mußte
sich Jochen Hohl, der
angeblich bis dahin sowieso keinen richtigen Posten in der Truppe hatte, an
die Schießbude setzen.
Ungefähr in dieser Zeit lernte ich “Renft” persönlich kennen. Damals
war ich Redakteur der “Notenbank-Sendereihe” des DDR-Fernsehens und suchte Gruppen,
die einigermaßen niveuvolle Eigenkompositionen hatten. Nun wirkte der
Name "Fernsehen" auf Beatmusikanten zu dieser Zeit alles andere als
anziehend. Alle hatten nämlich sofort Angst um Bart und Haare, und so mußte
ich mich im Berliner Eisenbahnerclubhaus mit Renft erstmal über Baßgitarren
und anderes Zeug, von dem ich keine Ahnung hatte, unterhalten, bevor wir zur
Sache kamen. Dann allerdings staunte ich, denn die Gruppe hatte von sich aus
schon Texte vorzuweisen, die es in sich hatten. Das waren neue Töne, und
neu war auch die Zusammenarbeit zwischen Beatmusikanten und den Textern der
Singebewegung. Zwei der talentiertesten bilden nach wie vor das Rückgrat
der Renft-Lieder: Kurt Demmler und Gerulf Pannach.
Die Diskussion mit beiden war nie einfach und ist es auch heute nicht. Am kritischsten
ist dabei die Gruppe selber. Demmler hat das oft am eigenen Leibe erfahren,
und er mußte zu mancher Musik mehr als vier Textvarianten machen. Dabei
war die letzte nicht immer die beste. Der erste große Erfolg war “Wer
die Rose ehrt”, ein Lied von Cäsar, der überhaupt die gängigsten
Melodien schreibt. Kuno (Christian Kunert) kam 1971 als vorläufig letzter Neuzugang zu Renft,
und gab seinen kompositorischen Einstand mit “Kinder ich bin nicht der Sandmann”.
Die ihm eigene Interpretation des Werkes machte Kuno auch gleich als Sänger
bekannt. Es begann die oft gelobte Liederepoche von Renft, die bis “Baggerführer
Willi” und “Gänselieschen” ging und dann drohte, aus der Gruppe einen netten
Ulk-Verein zu machen.
Mit dem Schwung dieser populären Melodien entstanden aber auch politisch
engagierte Titel wie z.B. “Ketten werden knapper” und die Chile-Lieder. Renft
hat sich nie gescheut, politische Lieder in Konzerten zu spielen, auch wenn
das mitunter vom Beat-Publikum mit Zurückhaltung registriert wurde. Die
Gruppe hat es ihren Freunden und auch ihren Gegnern nie leicht gemacht.
Das musikalische Handwerkszeug haben sich alle (bis auf Kuno) als Autodidakten
erworben. Das ist - bei aller Hochachtung vor dem akademischen Bildungsweg -
wahrscheinlich ein Grund für die Varabilität und den selbstkritischen
Realismus, der die Arbeit an Neuentwicklungen bestimmt. Sie haben z.B. lernen
müssen, daß sie mit dem Lärm ihrer Anlage nicht all die heißdiskutierten
Texte erdrücken dürfen.
Ich will aber nicht nur Lobreden halten. An einem müssen sie noch feilen
- an der Art ihres Auftritts. Es ist zu verstehen, daß ihnen ein lichterglitzerndes
Kostümfest in gestreiften Hosen ein Greuel ist, aber die Anti-Schau ist
auch keine Alternative.
Immerhin scheint es, daß ihre Art Musik zu machen, dem neuen Profil unserer
Jugendmusik am nächsten steht, und ihre derzeitige Popularität zeugt
auch von einer Reife unseres Publikums, das Unwesentliches vom Wesentlichen
zu sortieren versteht.