Sächsische Zeitung (Lokales Görlitz ), 07.04.2003 Kultur

Improvisation und straffe Organisation

„Folk Jazz Project“ eröffnet die Saison
Höhepunkt für „Kulturzuschlag“ werden die Jazztage

Den Titel für das folgende Stück haben wir uns erst vorhin überlegt. Sie erleben sozusagen eine Weltpremiere“. Nach dieser launigen Ansage von Posaunist Andreas Uhlmann erklingt der frischbenannte „Seven- Eight Bananas Shake“ (frei übersetzt Sieben-Achtel-Bananen-Shake) im gut besuchten Kulturkeller der Görlitzer Vierradenmühle. Auch anschließend stellen die Musiker von „Folk Jazz Project“ aus Halle ihre hohe musikalische Improvisationskunst unter Beweis.
Für die Organisatoren vom Kulturzuschlag-Verein war das Konzert am Freitagabend der Auftakt zur Veranstaltungssaison und zugleich ein Test. Sie wollten wissen, wie das Görlitzer Publikum auf jazzige Klänge reagiert.

Denn in wenigen Wochen, vom 18. bis 25. Mai, steigt ihr Höhepunkt: die Jazztage.

Die zehn Mitglieder vom Kulturzuschlag e. V. konzentrieren derzeit ihre Anstrengungen auf die Organisation dieses kulturellen Ereignisses in der Görlitzer Altstadt. Auch in diesem Jahr wollen sie den Fischmarkt in ein Open-Air-Podium für Künstler der unterschiedlichsten Musik- und Stilrichtungen verwandeln.


„Uns ist es gelungen, bereits jetzt die Veranstaltungen an allen drei Abenden,
von Freitag bis Sonntag, unter Dach und Fach zu bringen.

Das Publikum wird eine große Bandbreite an Musik hören können, vom traditionellen Jazz über Funk bis hin zu Big Bands. Da dürfte für jeden etwas Hörenswertes dabei sein“, sagt Reinhard Schubert vom Verein. Auf einen Auftritt weist er dabei besonders hin, das Konzert von Lyambiko. Die Sängerin gilt als neue Hoffnung des deutschen Jazzgesangs und „wird gemeinsam mit einer Gruppe namhafter Musiker das Publikum begeistern“, hofft der Vereinschef.
Im Zusammenhang mit den Jazztagen bereitet der Kulturzuschlag-Verein eine ungewöhnliche Veranstaltung vor. Am 18. Mai wird das Projekt „Unerhörte Orte“ vorgestellt. Mit der ehemaligen Hefefabrik in der Bautzener Straße wurde ein solch ungewöhnlicher gefunden. So gegen 15 Uhr werden die ersten Musiker von insgesamt vier mitwirkenden Gruppen in der Fabrik in die Saiten greifen. Ein Ende der Veranstaltung wird nicht vorgegeben. Das Publikum bestimmt, wann Schluss ist.
Die Musiker spielen während des Konzerts an vier verschiedenen Stellen im Gebäude und teilweise zeitgleich. Dies bietet für die Zuhörer die Gelegenheit zum Flanieren durch die ehemalige Fabrik und ermöglicht alle Gruppen mit ihren jeweiligen Stilrichtungen kennen zu lernen. Eine Ausstellung von Gemälden Dresdener Kunststudenten zum Thema „Stadt“ ergänzt das Kulturangebot. Musik, Darstellende Kunst und die Architektur der Hefefabrik sollen durch ihre Verbindung zu einem multimedialen Erlebnis für alle Beteiligten und Gäste werden. Ein dreitägiger internationaler Workshop wird in Kürze Künstler aus Deutschland, Polen und Tschechien in Görlitz zusammenführen. Jünge Künstler der Sparten Gesang und Saxofon werden unter fachkundiger Anleitung von Dozenten der Musikschule Görlitz ihre musikalischen Fähigkeiten weiter entwickeln. Die dabei erzielten Ergebnisse sind dann anschließend in einem öffentlichen Konzert zu hören. (ru)
Die Band Folk-Jazz Project begeisterte das Publikum am Freitag in der Vierradenmühle.