Sächsische Zeitung (GÖRLITZ), 28.02.02


Jazz-Freunde suchen noch Geld für die Musik


Landskron Brauerei drosselt Unterstützung / "Kulturzuschlag e.V." hofft auf Dresden

 "Es kommt auf die Vielfalt an. Es muss alles drin sein. Aber wir sollten kein reines Dixieland-Fest machen."  FRIEDEMANN DRESSLER, Vorsitzender des Kulturzuschlag e.V.


In drei Monaten starten die 7. Jazztage in Görlitz. Doch noch immer knobeln die Veranstalter an der Finanzierung. Die Landskron-Brauerei engagiert sich diesmal deutlich weniger als sonst.


Von Frank Seibel

Friedemann Dreßler ist gespannt auf Montag. Da will das Kultusministerium in Dresden entscheiden, ob es sich für das Görlitzer Jazzfest interessiert; so sehr interessiert, dass auch Fördermittel dafür ausgereicht werden. In den vergangenen Jahren mussten sich Friedemann Dreßler und seine Mitstreiter im Verein "Kulturzuschlag" so weit gar nicht strecken. Bisher unterstützten die Stadtverwaltung und einige lokale Sponsoren das Jazzfest, das in diesem Jahr seine siebente Auflage erleben soll. Doch diesmal ist manches etwas anders.
Nicht nur, dass der Untermarkt als Bühne für das Spektakel ausfällt, weil dort gebaut wird. Auch der bisherige Hauptsponsor steht nicht mehr im gleichen Umfang bereit wie in den Jahren zuvor. Die Landskron Brauerei wird deutlich weniger in den Topf legen als die bisher üblichen 7 500 bis 10 000 Euro. Dafür trug das Festival, das jeweils am letzten Mai-Wochenende stattfindet, auch den Namen der Brauerei: Landskron- Jazztage.
Nicht allein wirtschaftliche Überlegungen sind es nach Auskunft von Geschäftsführerin Sonja Schilg, die die Brauerei in den Rückwärtsgang treiben. "Man sollte das Konzept der Jazztage überdenken", sagt Sonja Schilg. Schon in den vergangenen Jahren hatte der Hauptsponsor sich für Musiker eingesetzt, die ein größeres Publikum erreichen. Als Paradebeispiel für Jazz mit einem Massenpublikum diente natürlich das legendäre Dixieland-Festival in Dresden. "Man muss Wirtschaftlichkeit und hohen künstlerischen Anspruch miteinander verbinden", gibt Sonja Schilg zu bedenken. "In den vergangenen Jahren wurde die Diskrepanz immer größer zwischen dem, was man will und dem, was man sich leisten kann."
Für ein besonders anspruchsvolles Programm müsse man deutschlandweit die Werbetrommel rühren, um große Scharen von Jazz-Fans nach Görlitz zu locken.  Die Landskron-Geschäftsführerin hätte daher gut damit leben können, wenn man die Bauarbeiten am Untermarkt für eine Auszeit nutzt. "Wir wollten ein Jahr Pause." Der Kulturzuschlag-Verein, der inhaltlich die Fäden des Festivals in den Händen hält, wollte diese Pause jedoch vermeiden. Immerhin ist das Jazzfest eine feste Größe im Kalender nicht nur der Görlitzer, sondern vieler Gäste von auswärts. Auch das Konzept der Jazztage hält er grundsätzlich für gut. "Ein funkiger Jazz kann begeisternder sein als eine müde traditionelle Band." Richtig vertrackten Jazz für eine Minderheit von Experten habe es bei diesen Festivals in Görlitz ohnehin nie gegeben. "Es kommt auf die Vielfalt an. Es muss alles drin sein. Aber wir sollten kein reines Dixieland-Fest machen."
Immerhin hat der Verein in den vergangenen Jahren echte Jazz-Größen nach Görlitz geholt:
den Trommler Charlie Antolini,
die Organistin Barbara Dennerlein,
den Trompeter Maynard Ferguson.  
Und 3 000 bis 5 000 Besucher bei einem Jazzfestival in Görlitz, "das ist schon gewaltig viel." Gleichwohl hat sein Verein in diesem Jahr besonders viel Mühe, das Budget fürs Festival zusammen zu bekommen. Immerhin kosten die drei bis vier Konzerttage rund 40 000 Euro an Gagen und Organisation. Ein Antrag auf Förderung beim Kulturraum Oberlausitz/Niederschlesien ist Dreßler zufolge abgelehnt worden. Nun bleibt das Ministerium in Dresden als Anker. Doch selbst, wenn das Geld von dort nicht kommt, hält der "Kulturzuschlag" daran fest: Auch in diesem Jahr gibt's Jazztage. Diesmal mit "Görlitzer" vorne dran.