Keine kommerzielle Kleinkunst
Dabei ist kommerziell kaum verwertbare Kleinkunst, was der Kulturzuschlag
e. V. seit 1992 auf die Görlitzer Bühnen bringt. Hochkarätiger
Jazz mit Volker Schlott, Kabarett von Martin Herrmann. Performance gezaubert
durch Lindy Anes, Folk gespielt von den Gebrüdern Uhlmann - vom Publikum
stets gelobt das hohe Niveau. Genau getroffen die Lücke im Kulturangebot
der Stadt. Eigentlich sollen es nur drei bis vier Abend jährlich sein,
als der Verein beginnt; auch die noch ein Fehlstart. Sind die acht Mitglieder
doch bloß Liebhaber, die sich von Konzerten oder dem Jazz-Klub kennen.
Keiner setzt sich den Hut auf, auch wenn heute Friedemann Dressler und
Reinhard Schubert für den Verein sprechen. Sie schaffen es trotzdem.
Beruflich stark eingebunden, bleibt ihnen nur die karge Freizelt. Wer sich
privat so einsetzt, braucht weder Büro nach Angestellte, "die Leute
nicht nur von der Straße", so Schubert, "sondern auch vom Fernseher
wegzuholen". Ein festes Haus haben sie ohnehin nicht. Daß die Veranstaltungen
von Raum zu Raum wechseln, ist eine Gewohnheit, die keine Miete kostet,
aber niemals Beteiligung am Umsatz verspricht. Seit 1993 gastiert der Verein
im "Apollo", als aus dem ehemaligen Klubkino eine Kneipe wird. Doch
das Lokal scheitert und wartet auf den Neuanfang. Die "Vierradenmühle"
an der Neiße springt ein. Nur, im Umfeld von Talk und Mittvierziger-Tanz
bleiben die jüngeren Gäste weg. Wie unter solchen Bedingungen
das Programm auf 28 Veranstaltungen im Jahr anwachsen konnte, die heute
fehlen, das verwundert.
Das Kulturamt der Stadt honoriert von Anfang an die Mühe um eine
Sparte, die woanders städtische Häuser bedienen. Ganz klar, daß
vom bewußt niedrig gehaltenen Eintritt allein kein namhafter Künstler
zu bezahlen ist. Wer in die äußerste Ecke Deutschlands kommt
braucht gewöhnlich Übernachtung, auch das kostet. Bisher haben
die Stadt, das Regierungspräsidium und der Verein das Risiko zu gleichen
Teilen übernommen. Jetzt ist der Dresdner Anteil weggefallen, die
Begründung absurd. "Wir sind vermutlich zu sparsam, um gefördert
zu werden", sagt Dressler. Was vom ehrgeizigen Programm bei weniger Geld
vorerst übrigbleibt, sind 1997 acht Veranstaltungen. Die nächste
am Sonnabend in der ,Vierradenmühle", Jazz mit dem Trio um Charles
Davis - Querflöte. Gitarre und Kontrabaß.
Enger Terminplan der Freizeitarbeiter
Die Einschränkung schmerzt. Den Ärger haben die bisherigen
Besucher. Wie schnell sich bei Freizeitarbeitern der enge Terminplan zu
anderen Schwerpunkten hin verschiebt, wenn ihre Kunst nicht mehr möglich
ist, kann sich jeder ausmalen. Zum Glück ist, was Kulturzuschlag gelernt
hat, bei anderen in der Stadt bis hin zum Fremdenverkehrsverein gefragt.
Die Jazztage brauchen Inhalt, ein Stadtteil will feiern - bei Susu Bilibi
aus Togo haben damals die Leute auf dem Untermarkt noch nachts um zwei
getanzt.