Für alle, die sich die Neugierde auf ungewöhnliche kulturelle Erlebnisse bewahrt haben, präsentiert ‚Kulturzuschlag e.V.’ seit genau 10 Jahren seine Begegnungen der besonderen Art.
Dabei waren 1992 zunächst eigene Entzugserscheinungen in Zeiten von provinzieller Abgeschiedenheit und fehlenden Kulturkneipen in Görlitz Antrieb zum Handeln. Statt Konservenkost via TV oder der Anbiederung an den Mainstream wollten die ca.10 Gründungsmitglieder dem Besonderen auf die Bühne helfen, das Großartige im Kleinen beweisen. Aus leidenschaftlichen Besuchern wurden so, mangels Angebot, Veranstalter. Namensspender wurde eine Reminiszenz aus dem DDR- Kulturbetrieb, der Aufschlag von 5 Pfennigen auf alle Eintrittspreise. Was dieser Betrag einst finanzieren half, bleibt wohl ein Rätsel, was ‚Kulturzuschlag’ seither bewirkte, füllt immerhin zahlreiche Rezensionen, Programmhefte und Plakate. Mit dem ersten Jazzkonzert des Berliner Duos Graef (sax,clar)/ Riermeyer (dr,perc,vib) in der Annenkapelle startete der Verein eine Reihe, die heute mehr als 200 Veranstaltungen zählt. Unterschiedliche Genre wurden Spielwiese der Feierabend- Organisatoren, vom Blues, Rock, Soul oder Jazz über Kabarett, Pantomime und experimentellem Theater, von Weltmusik bis zu Liedermachern und Lesungen. Als Glücksfall erwies sich das ‚Apollo’, welches fast zeitgleich entstand und als unübertroffene Spielstätte zwischen 1993 und 96 die intensivste Zeit ‚kultureller Zuschläge’ markiert.
Seit 1997 organisiert der Verein die Jazztage in Görlitz und macht dieses kleine Festival mit ebensolchem Budget zu einem der vier großen Kultursommer-Veranstaltungen in Görlitz und zum beachtenswerten Ereignis für Jazzfreunde weit über die sächsischen Grenzen hinaus. Die Zahl abendlicher Einzelveranstaltungen ging Ende der 90er zurück. Ein immer knapper werdender Etat der kommunalen Kulturförderung macht wirklich große Kunst der kleinen Form jährlich schwieriger und zudem bleibt die Suche nach dem geeigneten Raum. Mit dem Mut der Phantasie strickt ‚Kulturzuschlag’ aber bereits an neuen Projekten. Vielzuviel Hörens- und Sehenswertes liegt da noch zwischen Stapeln von Demo- CDs und Referenzen.
Für seinen 10 Geburtstag lädt der Verein am 20. April um 21 Uhr in die Vierradenmühle.
Mit dem Kölner Pianist und Sänger Franz Kaspar & seiner Band ‚The Violin Violence’ kommt selbstverständlich ein Mix aus Liedermacher, Pop, Jazz und Klassik zu Gehör, der seinesgleichen sucht – eben typisch Kulturzuschlag.
Lausitzfan